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68 Studentinnen und Studenten der Veterinär-Medizin der Universität Leipzig

68 Studentinnen und Studenten der Veterinär-Medizin der Universität Leipzig

Papageien müssen abspecken.

Dienstag, November 22, 2005

Angehende Tierärzte informieren sich im Vogelpark   Detmold-Heiligenkirchen. „Wenn wir Vögel auf Diät setzen, dürfen nur unsere männlichen Mitarbeiter sie füttern, bei den Frauen bricht der Mutterinstinkt durch - die geben ihnen doch immer etwas mehr.“

Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Eckstein berichtet 68 Studentinnen und Studenten der Veterinär-Medizin der Universität Leipzig aus dem Alltag im Vogelpark Heiligenkirchen.

Dass Papageien, Amazonen, Aras oder Kakadus bei ihm abspecken müssen, kommt häufiger vor. Private Vogelhalter liefern oft ziemlich traurige Flattermänner ab. Apathisch hocken sie auf  der Stange: Federfresser, mit völlig nacktem Bauch.

„Bei uns landen sie zunächst in Quarantäne, damit sie keine Krankheiten einschleppen. Außerdem müssen sie schlank werden, um fliegen zu können. Erst nach einigen Wochen setzen wir sie unter genauer Beobachtung mit

ihren Artgenossen zusammen. Soviel Bewegungsfreiheit, wie unsere große Südamerika-Freiflugvoliere bietet, bereitet Wohnzimmer-Vögelnanfangs Probleme. “ In ihrer ursprünglichen Heimat ernährten sich die verschiedenen

Arten hauptsächlich von Obst und Grünzeug, und dieses werde ihnen im Vogelpark vorrangig angeboten. Mehr als ein Esslöffel Körnerfutter pro Tag und Vogel sei von Ãœbel, denn sie pickten dann nur die leckeren Dickmacher heraus: Nüsse und Sonnenblumenkerne. Der gesundere Rest bleibe liegen. Der Tierarzt-Nachwuchs hört genau zu, was der anerkannte  Fachmann bei einem Rundgang  über Aufzucht und Haltung der Tiere berichtet.

 

Im väterlichen Vogelpark ist der 49jährige aufgewachsen und nach einer Zahntechnikerausbildung nun seit 30 Jahren hauptamtlich tätig, wie er seinen Besuchern erzählt. Dafür, dass sie mit demBus von Leipzig nach Heiligenkirchen gefahren sind, um dort hinter die Kulissen schauen, zeichnet Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghans verantwortlich: Professorin für Vogelkrankheiten, früher in Gießen und heute in Sachsen lehrend.

Mit dabei ist auch Professor Dr. Karsten Fehlhaber, der Dekan der Fakultät. Warum Heiligenkirchen?

Der Vogelpark in der lippischen Schweiz sei gut geführt und die Tiere würden „optimal“ gehalten, betont die Professorin. Außerdem seien alle Informationen am lebenden Objekt gut nachzuvollziehen. Das bewirke bei den jungen Leuten mehr als jede Vorlesung. Sie selbst habe auch gerade wieder etwas dazu gelernt. Diese Feststellung bezieht sich auf die Ecksteinschen Tipps zur Handaufzucht von Papageien. „Nein, mit der bei jungen Graupapageien oft auftretenden Rachitis haben wir keine Probleme “, versichert der. Auf seinen Hinweis habe der Forschungsfachmann eines Futtermittelherstellers eine besondere Mischung entwickelt, die gemahlen und mit Kümmeltee zubereitet werde. Der sei nicht nur bei Babys, sondern auch bei Vogelkindern gut für die

Verdauung. Eckstein: „Kleine Wellensittiche groß zu ziehen, ist übrigens besonders aufwändig. Die ersten Wochen müssen sie von 6 und 23 Uhr alle zwei Stunden mit dem Löffel gefüttert werden.“ Der Vogelpark mache das

dennoch, weil viele Kinder zu Hause einen Wellensittich haben und sehen sollten, wie diese Nesthocker zu Beginn ihres Lebens aussehen.

 

Und dann für die späteren Veterinäre ein Sicherheitstipp: „Beim Einfangen  afrikanischer Sattelstörchen immer zuerst den Schnabel zu packen, denn der ist spitz wie ein Dolch.“ Damit könnten die Tiere dem Fänger sonst ein Auge aushacken oder den Arm brechen. „Schnabel zuerst“ gelte ebenso für die Marabus mit ihrer Flügelspannbreite von bis zu drei Metern.

 

Nachdem die Besucher mit sichtlichem Vergnügen die zahmen Papageien und Kakadus gekrault haben, steht für sie weiterer Anschauungsunterricht auf dem Programm: in der Adlerwarte Berlebeck. Der Vogelpark bleibt vorerst weiter geöffnet – bis zum ersten stärkeren Frosteinbruch. 

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